Die Bäume in unserer Straße sind kahl. Die Blätter liegen braun und trocken auf den Wegen. Der Himmel ist grau. Es wird früh dunkel, das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Novemberstimmung breitet sich in mir aus, Gedanken an Vergänglichkeit und Abschied. Abschied von den hellen Tagen des Sommers, vom Grün der Bäume und den Farben der Blüten. Und von lieben Menschen.

Im November liegen zwei kirchliche Feiertage, die dem Gedenken an die Menschen gewidmet sind, von denen wir Abschied nehmen mussten: Allerseelen in der katholischen und der Toten- oder Ewigkeitssonntag in der evangelischen Kirche. Auch wenn die Gedanken an einen vertrauten Menschen, der gestorben ist, uns jeden Tag begleiten – an diesen Tagen können wir mitten hinein in unsere Traurigkeit Worte der Hoffnung aus dem christlichen Glauben hören: Dass das Ende der Gemeinschaft hier auf der Erde nicht das Ende des Weges der Verstorbenen ist. Dass es ein anderes, neues Leben jenseits des Todes bei Gott gibt. Und auch ein Wiedersehen – in welcher Gestalt auch immer. “Trennung ist unser Los, Wiedersehen ist unsere Hoffnung” heißt es in einem Wort aus den Anfängen des christlichen Glaubens.

Hoffnung im Angesicht des Todes kann sich nicht auf Beweise stützen. Nur auf den Glauben an einen Gott, für den der Tod nicht die Grenze des Lebens ist, der, so sagt es der Apostel Paulus, die Toten “lebendig macht”. Auch die Absage an eine solche Hoffnung lässt sich nicht beweisen. Für mich aber macht es einen Unterschied, ob ich mich in im Abschied und in meiner Trauer an diese Hoffnung halten kann.

Manchmal leuchten auch am grauen Novemberhimmel ein paar Sonnenstreifen. Als ob ein Stück Himmel sich öffnete. Und meine Hoffnung wird bestärkt. Auf das knospende Grün im Frühjahr, die hellen Tage und das neue Leben.

Pastorin Dr. Wiebke Bähnk