74318. So lautet die stolze Zahl der Kilometer, die 475 Radfahrerinnen und Radfahrer bislang beim dreiwöchigen Stadtradeln für die Stadt Itzehoe zurückgelegt haben. Die Gründe für die Mitglieder der 37 Teams, mit Lust und Energie nicht nur in diesen Wochen in die Pedalen zu treten, sind vermutlich recht unterschiedlich. Den einen ist der Gedanke des Umwelt- und Klimaschutzes und der nachhaltigen Lebensgestaltung wichtig, denn jeder Kilometer, der statt mit dem Auto mit dem Rad gefahren wird, spart CO2. 74318 gefahrene Radkilometer bedeuten immerhin eine Einsparung von 11t Kohlendioxid-Ausstoß. Andere fahren Rad, weil sie auf diese Weise der Fortbewegung viel mehr von der Landschaft wahrnehmen, schneller mal zu einem Schwätzchen am Straßenrand anhalten können, Tiere sehen, die sich beim Herannahen eines Fahrradfahrers meist nicht stören lassen, sich am Blick auf die Weite des Himmels erfreuen.Und dann gibt es die Motivation, dem Körper, der Gesundheit etwas Gutes zu tun. Und genauso der Seele und dem Geist. Einmal ganz abgesehen von der Ausschüttung des Glückshormons Serotonin, die durch die Bewegung angestoßen wird – Radfahren hilft auch zur Klärung der Gedanken und zur Aufmunterung an trüben oder bedrückten Tagen. Der Autor von „Sherlock Holmes“, Arthur Conan Doyle, schrieb schon vor etwa 100 Jahren: „Wenn du niedergeschlagen bist, wenn dir die Tage immer dunkler vorkommen, wenn dir die Arbeit nur noch monoton erscheint, wenn es dir fast sinnlos scheint noch zu hoffen, dann setz dich einfach aufs Fahrrad, um die Straße herunterzujagen, ohne Gedanken an irgendetwas außer deinem wilden Ritt.“
Auch wenn ein „wilder Ritt“ mit dem Rad aus Sicherheitsgründen und in Itzehoe – um es deutlich zu sagen – auch im Blick auf die Radwegesituation keinesfalls empfehlenswert ist, die therapeutische Wirkung des Radfahrens ist ohne Zweifel eine nennenswerte. Es ist wunderbar, sich einfach aufs Rad zu setzen, ein Gefühl von Freiheit zu haben – eine Frau sagte mir mal: Radfahren ist für mich wie fliegen -, sich an den Eindrücken am Weg zu erfreuen und dadurch das Herz weit zu machen, durch die gleichmäßige Bewegung eine innere Ruhe in die Gedanken zu bringen und Fragen, Sorgen, Ängste zumindest für die Zeit des Fahrens einmal zu lassen. In dem Wissen, daß ich währenddessen ohnehin nichts tun, nichts ändern kann. Und vor allem in dem Vertrauen, daß da Einer ist, dem ich sie getrost auch überlassen darf. Und darauf hoffen darf, daß Er mir Wege, Möglichkeiten, auch Klärungen und Antworten zeigen wird, wenn ich ihn lasse. So wie Paul Gerhardt es in Aufnahme des 37. Psalms geschrieben hat: Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.
Es ließe sich nun noch fragen, ob Gott eigentlich auch Fahrrad fährt, wie es in dem Titel des schönen Erinnerungsbuches des holländischen Schriftstellers Maarten t’Hart heißt. Dazu lässt sich wohl nicht sicher etwas sagen. Aber daß Er mitfährt mit uns, wenn wir uns auf den Weg machen voller Vertrauen auf Ihn und uns und unsere Gedanken, Sorgen, Fragen, Nöte, alles, was in uns ist, getrost ihm überlassen, davon bin ich überzeugt.
Pastorin Dr. Wiebke Bähnk