Vor dem Supermarkt treffe ich einen Kollegen. Beide tragen wir Mundschutz, ganz vorschriftsmäßig. Seiner hat eine männliche Note, ist dunkelgrau mit hellgrauem Karo, meiner ist so ein weiß-hellblauer, wie er in der Apotheke zu bekommen ist. Beide sehen wir seltsam aus. Und unsere Unterhaltung ist eher so ein Gemurmel hin und her, nicht alles, was der andere hinter dem Mundschutz sagt, können wir gut verstehen. Wenn es nicht einer so bedrückenden Situation geschuldet wäre, wäre es einfach ziemlich komisch. Und weil uns das auch bewusst wird, müssen wir beide ziemlich lachen. Wie ist das mit dem Lachen, der Freude, der Fröhlichkeit in diesen Tagen? Sind sie nicht eigentlich ziemlich unangemessen angesichts des Leids, das so viele Menschen trifft?
Die christliche Tradition kennt das Osterlachen. Die Gläubigen sollten dem Tod und allen seinen Verbündeten ins Gesicht lachen, denn der Auferstandene hatte es ihnen gezeigt, daß sie nicht mehr das letzte Wort haben sollen. Den Kirchenoberen wurden die Geschichten und das Treiben, das die Gläubigen zum Osterlachen bringen sollte, irgendwann zu bunt, und sie verboten es. Schade eigentlich. Gerade in diesen Tagen könnte es so hilfreich sein, das Osterlachen wieder zu entdecken. Nicht nur an Ostern, sondern alle Tage, die wir aus der Hoffnung auf die Auferstehung und die Macht des lebendigen Gottes leben.
Lachen befreit. Das hat wohl jeder schon einmal erlebt. Und vielleicht ist es ja gerade für diese Zeiten gemacht, in denen wir dem Leid in so vieler Gestalt begegnen, aushalten, standhalten müssen, der Unsicherheit, den Unwägbarkeiten, den Ängsten. Und als Christinnen und Christen sicher auch nicht alle Tage wissen, wie wir denn „fröhlich in der Hoffnung“ bleiben, wie es der Apostel Paulus uns mit auf unseren Weg gibt. (Röm 12,12)
Aus der Freude über die Verbundenheit mit dem lebendigen Christus zu leben, sie auszustrahlen und weiterzugeben, ist die Signatur unseres Glaubens, ist, wie Papst Franziskus sagt, der „Personalausweis der Christen“. In dieser Freude geht es nicht um ein leichtfertiges Hinweglächeln oder mangelnde Ernsthaftigkeit. Und ohne Zweifel gibt es das, daß uns kein bißchen nach Freude zumute ist und schon gar nicht nach Lachen. Aber wer erlebt hat, wie ein Lachen von Anspannung und Traurigkeit befreit, den Knoten im Herzen löst und es weit macht, ganz besonders ein gemeinsames Lachen, kann sich vielleicht vorstellen, welche Kraft es entfalten kann. Zu einer Freude, die im Herzen wohnt, die sich ausdrückt in unserem Vertrauen auf Gott, in unserer Liebe und vor allem in unserer Hoffnung. Und dann soll all das jeder sehen, hat Hanns Dieter Hüsch von der verwandelnden Kraft der Freude geschrieben, und „jeder soll nach Hause laufen und sagen, er habe Gottes Kinder gesehen, sie seien ungebrochen freundlich und heiter gewesen, weil die Zukunft Jesus heiße und weil die Liebe alles überwindet.“
Pastorin Dr. Wiebke Bähnk