Jeden Abend kurz nach 18.00 Uhr, wenn die Glocken verklungen sind, spielen sie auf dem Turm von St. Laurentii, 80 m über Itzehoe: Die Bläserinnen und Bläser des Posaunenchors der Innenstadtgemeinde. Bei schönstem Frühlingswetter sitzen Menschen in der Kirchenstraße auf den Bänken oder der Kirchenmauer – mit ausreichendem Abstand, versteht sich – und freuen sich an den Klängen. Und auch weiter weg sind dank der Höhe des Turms die Trompeten und Posaunen gut zu hören. Für viele Menschen ein Hoffnungszeichen.

Zwei Choräle wurden seit Ostern jeden Abend gespielt: „Christ ist erstanden“ und das schöne, ursprünglich aus Afrika stammende „Er ist erstanden, Halleluja“. An manchen Abenden sieht man auch den einen oder die andere die Lippen bewegen zu den Trompetenklängen, vorsichtig wird zu der lebensvollen Melodie mitgesungen: „Er ist erstanden, Halleluja. Jesus bringt Leben, Halleluja“. Hoffnungsvolle Worte. Auch sonst, aber jetzt noch viel mehr. Wo wir uns so sehr nach Leben, ja, nach einer Auferstehung sehnen, nach Befreiung aus all dem, was das Leben hemmt und bedrängt, was Angst macht, krank, traurig, einsam.

Hoffnung auf Auferstehung bezieht sich nicht nur auf die „Zeit“ nach unserem Tod. Auch wenn das oft so verstanden wird. Auferstehung kann eine Erfahrung mitten in diesem Leben sein. Wenn das Leben sich wieder Bahn bricht, nach Krankheit, Traurigkeit, Einsamkeit, wenn Freude den Kummer ablöst, wenn ein Lächeln, ein Wort, eine Geste von Liebe, Freundschaft, Verbundenheit erzählen, wenn etwas neu beginnt und in allem die Kraft des lebendigen Gottes spürbar ist in uns. Die Dichterin Marie-Luise Kaschnitz umschreibt diese Erfahrung so: „Manchmal stehen wir auf. Stehen wir zur Auferstehung auf. Mitten am Tage. Mit unserem lebendigen Haar. Mit unserer atmenden Haut… (und sind) vorweggenommen in ein Haus aus Licht.“

Hoffnung braucht Zeichen, Hoffnung braucht Bilder – und einen guten Grund: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben.“ (Joh 14,19) So ist es uns von Jesus Christus zugesagt. Grund genug, um die Hoffnung zu bewahren.

Pastorin Dr. Wiebke Bähnk