„Wir halten die Maske für völlig in Ordnung“, so wird heute in den NR ein Kaufmann aus Itzehoe zitiert. Es gebe schließlich bisher weder einen Impfstoff noch wirksame Medikamente gegen das Coronavirus. Deshalb sei es ein Zeichen des Respekts, gerade gegenüber der älteren Generation, sorgfältig auf den Infektionsschutz zu achten. „Maske, Abstand, Händewaschen, damit sind wir doch bisher gut gefahren und das sollten wir auch weiter tun… Die Gesundheit der Kunden und Mitarbeiter steht bei uns im Fokus.“ Eine klare Positionierung zugunsten der Beibehaltung der Maskenpflicht und der bewährten Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen. Ein deutliches Zeichen, daß der Blick nicht zuerst auf die eigene Befindlichkeit konzentriert ist, sondern auf die Rücksicht gegenüber der Bevölkerung in der Stadt, im Kreis, insbesondere der älteren und vorerkrankten. Ein Zeichen, das umso bedeutsamer und wichtiger ist, als nach monatelangen Einschränkungen die Stimmen derer wieder laut werden, die zuerst nach ihren je persönlichen Bedürfnissen fragen und deren Erfüllung einfordern.
Die Beibehaltung von Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen schlicht aus Rücksichtnahme ist ein Ausdruck von Besonnenheit, um es mit einem Wort aus der christlichen Tradition zu sagen. Besonnenheit meint die Fähigkeit der Abwägung zwischen Gütern und Werten, zwischen Haltungen und Verhaltensweisen, wobei eben nicht die egoistischen Bedürfnisse leitend sind, sondern die Akzeptanz der Lebensnotwendigkeiten und -bedürfnisse anderer Menschen. In diesem Sinne ist die Besonnenheit auch ein wesentliches Element der christlichen Grundhaltung der Nächstenliebe.
Und die wiederum, genau betrachtet, ist nicht ein äußeres Gebot, dem wir mehr oder weniger angestrengt folgen, sondern ein Ausdruck dessen, daß wir um die tiefe Verbundenheit zwischen uns Menschen wissen. Martin Buber übersetzt das Gebot: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst (Lk 10,27) mit den Worten Halte lieb deinen Genossen (deine Genossin natürlich auch), er (sie) ist wie du. Und daß wir das können, liegt darin begründet, daß wir genau dazu, zur Rücksicht, zur Besonnenheit, zur Liebe von Gott mit der Kraft des Heiligen Geistes beschenkt werden: Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. (2. Tim 1,9) Diese Worte hängen seit Wochen an der Terrassenbrüstung neben St. Laurentii. Viele Menschen lassen sich davon stärken. Und bestärken darin, wie entscheidend und lebenswichtig nicht nur jetzt, aber besonders in diesen Wochen Rücksichtnahme und Respekt sind. Und wenn das bedeutet, weiterhin Masken zu tragen, wo Menschen sich begegnen, und sorgfältig den Abstand zu wahren, dann gehört auch das dazu.
Pastorin Dr. Wiebke Bähnk
Empfangen werden in St. Laurentii mit Mund-Nasen-Schutz – selbstverständlich! Während des Gottesdienstes darf die „Maske“ abgesetzt werden, da ein großer Abstand (2 m) gewährleistet ist und die Gemeinde zur Zeit nicht singt.