„Andra tutto bene. Alles wird gut.“ Mit diesen Worten machen sich in diesen Tagen die Italiener Mut. Eine junge Frau schreibt mir: „Die Osterbotschaft dieses Jahr ist für mich, dass es immer weiter und wieder bergauf geht. Dass wir bis dahin zusammenhalten und füreinander da sind. Einfach, dass wir darauf vertrauen dürfen, dass alles wieder gut wird.“
Mit Ostern verbinden sich neue Hoffnung und Zuversicht. Darauf, dass Leid, Not und Tod nicht das letzte Wort haben. Nicht in unserem Leben, nicht in unserer Welt. Aber Ostern heißt nicht, es wird alles wieder wie vorher. Das war auch am ersten Ostertag der Welt nicht so: Der Auferstandene begegnet seinen Jüngerinnen und Jüngern nicht als wiederbelebter Toter. Keiner erkennt ihn an seiner äußeren Gestalt. Maria Magdalena, so wird es erzählt, hält ihn für den Gärtner. Auch die Emmausjünger wissen nicht, wer da schon kilometerweit neben ihnen geht. Und als sie ihn erkennen, lässt er sich nicht festhalten von ihnen, bleibt nicht leiblich bei ihnen.
Ostern ist nicht Wiederbelebung des Gewesenen. Ostern erzählt von Verwandlung. Von der Verwandlung Jesu. In den Christus, der als Auferstandener lebendig und gegenwärtig ist. Alle Tage bis an der Welt Ende, wie Er es verspricht. Unter uns. Nicht in der Gestalt, die Er hatte; in seinen Worten, die uns erreichen, in der Kraft seines Heiligen Geistes, die uns erfüllt, die uns ermutigt, stärkt und tröstet. Uns erkennen lässt, dass wir alle miteinander verbunden sind und in Verantwortung und Nächstenliebe aufeinander gewiesen. Und in der Hoffnung und Zuversicht, dass unsere Wege zuletzt zu einem guten Ziel führen.
Und so erzählt Ostern auch von unserer Verwandlung. Wir werden nicht wieder die, die wir vorher waren. Nicht jeder und jede von uns als einzelne. Und auch die Welt wird eine andere sein. Ostern bedeutet nicht, dass es einfach wieder so wird wie es einmal war. Das muss ja auch nicht unbedingt immer gut sein. Ostern bedeutet, dass es anders wird und neu. Wir anders und neu werden, uns verwandeln können. Nicht in Menschen, die gar keine Angst mehr haben, vor lauter Überschwang des Glaubens die reale Bedrohung nicht mehr wahrnehmen oder über das Leid, das wir sehen, hören, erleben, hinweggehen. Nein, das auf keinen Fall.
Ostern verwandelt uns in solche, die fest vertrauen dürfen, dass sie nicht allein sind, was auch immer geschieht, dass sie eine Kraft haben, die Christus selbst schenkt und die deshalb nie ausgeht. Ostern verwandelt uns in Menschen, die ganz und gar auf der Seite des Lebens stehen. Ein Theologe hat mal gesagt: Alle, die an den Auferstandenen glauben, sind dadurch “Protestleute gegen den Tod.” Vielleicht lässt sich es auch so ausdrücken: Alle, die aus dem Vertrauen auf den lebendigen Christus leben, sind “Liebhaber und Liebhaberinnen des Lebens.” In solche verwandelt uns Ostern. Und in die, die auch jetzt, wo Leid und Schmerz und Tod so mächtig sind, die Hoffnung bewahren, dass das Leben siegt. Und gegen alle Resignation, Lähmung, Traurigkeit und Furcht die Liebe zum Leben und allen Mut, der jetzt gebraucht wird, alle Hoffnung auch aus vollen Händen weitergeben. Denn sie hat den besten Grund. Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. Alles kann anders werden, neu und, ja, gut. Andra tutto bene.
Pastorin Dr. Wiebke Bähnk
Das Licht des Ostermorgens an St. Laurentii
Foto: Ahting/Glimm